Um Plätze und Veranstaltungsräume zukünftig besser gegen Amokfahrten und terroristische Anschläge schützen zu können, hat das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat das Projekt „Entwicklung von Zulassungsrichtlinien für mobile Fahrzeugsperren zum Schutz öffentlicher Räume vor Überfahrtaten“ gefördert. Hiermit werden Mindeststandards im Hinblick auf die Widerstandsfähigkeit und Schutzwirkung von mobilen Fahrzeugsicherheitsbarrieren geschaffen.
(Bild: Pexels)
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Wenn Autos und Lastwagen zu Waffen werden, bieten mobile Fahrzeugsperren Schutz. In den vergangenen Jahren nutzten Täter immer wieder Fahrzeuge, um wahllos in Menschenmengen hinein zu fahren und zahlreiche Menschen schwer zu verletzen oder zu töten.
Unter der Verantwortung der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus Senftenberg erarbeitet ein Konsortium mit Vertreterinnen und Vertretern von Behörden, Kommunen, Herstellern, Testinstituten, Universitäten und Hochschulen ein Regelwerk bei DIN, in dem Anforderungen, Prüfmethoden und Leistungskriterien für mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren beschrieben werden. Widerstandsfähigkeit und Schutzwirkung unterschiedlicher mobiler Fahrzeugsicherheitsbarrieren werden so vergleichbar. Mit der DIN SPEC 91414-1 „Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren für Sicherheitsanforderungen – Teil 1: Anforderungen, Prüfmethoden und Leistungskriterien“ liegt nun der erste Teil vor. Kommunalen Entscheidungsträgern und Sicherheitsverantwortlichen soll der Standard als nützliche Orientierungshilfe beim Erstellen eines Zufahrtschutzkonzepts für Veranstaltungen dienen.
Klarheit dank Prüfung
Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren unterscheiden sich in ihrer Widerstandsfähigkeit und Schutzwirkung voneinander. Ohne genaue Definition, welche Barriere was leistet, haben es Sicherheitsverantwortliche schwer, Produkte entsprechend ihrer Risikoabschätzung und der örtlichen Gegebenheiten auszuwählen, zum Beispiel bei Veranstaltungen. Die DIN SPEC 91414-1 erleichtert dies. Nach der Beschreibung grundsätzlicher Anforderungen an Fahrzeugsicherheitsbarrieren behandelt ein umfassender Teil das Thema Prüfung: Nur durch einheitliche Prüfverfahren ist feststellbar, ob sich eine mobile Fahrzeugsicherheitsbarriere als Schutzmittel eignet. Vor allem ermöglicht eine standardisierte Prüfung, unterschiedliche Produkte zu vergleichen. Flexibilität ist dennoch garantiert: Aktuelle Erkenntnisse zu Täterverhalten und Tatgelegenheit lassen sich in einem solchen Verfahren berücksichtigen.
Drei festgelegte Verfahren
Die DIN SPEC 91414-1 beschreibt drei Prüfungen für mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren: Anprall-, Verschiebe- und Manipulationsprüfung. Bei der Anprallprüfung darf das Prüffahrzeug die Fahrzeugsicherheitsbarriere nicht überwinden, wenn es ungebremst gegen die Barriere prallt, bei der Verschiebeprüfung geht es darum, wie widerstandsfähig die Barriere gegen langsames Verschieben ist. Die Manipulationsprüfung weist nach, ob ein Täter die Schutzwirkung der Fahrzeugsicherheitsbarriere mit wenigen Handgriffen herabsetzen kann, dabei wird in vier verschiedene Manipulationswiderstandsklassen unterschieden. Dadurch deckt der Standard das weite Spektrum von der einfachen Sachbeschädigung, beispielsweise durch angetrunkene Personen, bis zum terroristischen Angriff ab. Der Anhang informiert über mögliche Manipulationen und gibt Tipps für Software, die Crashs mit einem mehrspurigen Kraftfahrzeug abbilden und analysieren können.
Gemeinsam erarbeitet
„Es gibt viele Möglichkeiten, öffentliche Straßen und Plätze mit mobilen Fahrzeugsperren zu sichern. Mit der DIN SPEC 91414-1 schaffen wir Klarheit über die nötigen Mindeststandards der Produkte“, sagt Detlev Schürmann, Leiter des Forschungsbereichs „Kriminalprävention“ am Lehrstuhl für Architektur und Visualisierung an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus Senftenberg (BTU) und Initiator des Standards. Die „DIN SPEC 91414-1 Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren für Sicherheitsanforderungen – Teil 1: Anforderungen, Prüfmethoden und Leistungskriterien“ wurde nach dem PAS-Verfahren (Publicly Available Specification) entwickelt. Ein Konsortium mit Vertreterinnen und Vertretern von Behörden, Kommunen, Herstellern, Testinstituten, Universitäten und Hochschulen hat den Standard unter der Verantwortung der BTU erarbeitet. Die DIN SPEC ersetzt nicht die Dokumente aus dem internationalen Bereich oder vorhandene technische Richtlinien der Polizei, sondern führt die Anforderungen für mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren zusammen und erweitert diese. Unter der Bezeichnung DIN SPEC 91414-2 ist ein zweiter Teil zu „Einsatzplanung und Anwendungsrichtlinie“ geplant.